Artikel des Monats - Jürgen Marcus
"Ich bereue nichts", sang er 2005 und überraschte sein Publikum mit einem neuen Repertoire. 16 Jahre lang machte Jürgen Marcus eine „künstlerische“ Pause, nachdem er sich 1989 etwas aus dem Showgeschäft zurückgezogen hatte. Nur noch sehr sporadisch tauchte der gebürtige Herner auf den Bühnen seines Heimatlandes auf.
Nach dem Schulbesuch – kath. Schule an der Schulstraße - begann Jürgen Beumer, der sich ab 1972 aber Jürgen Marcus nennen sollte, eine Ausbildung zum Maschinenschlosser bei „Beien“ in seiner Heimatgemeinde. Bald entdeckte der 1948 geborene Handwerker seine Liebe zur Musik und trat bei verschiedenen Bands auf. Selbst Karnevalsgesellschaften unterhielt der junge Mann von der Herner Marienstraße mit seinem Gesang. Das Beatle-Fieber erreichte auch Jürgen Beumer und so trat er zusammen mit verschiedenen Bands mehrfach beim bekannten Festival in der Vestlandlandhalle zu Recklinghausen auf.
1969 fuhr der mittlerweile 21-Jährige nach Düsseldorf, wo im Theater am Worringer Platz ein Casting stattfand. Der Maschinenschlosser hatte Glück und bekam sogar die Hauptrolle. Danach ging er mit „Hair“ - Jürgen sang die Rolle des Claude – auf Tour. Seinen gelernten Handwerksberuf hängte er an den Nagel. Der Umstieg war geschafft. In dieser Umbruchphase traf Jürgen „Claude“ aber auch den ehemaligen Fußballprofi Horst Nußbaum. Der wollte aus dem Herner zwar keinen Kicker machen, sondern er nahm ihn als Künstler unter Vertrag, denn Nußbaum, der in der Musikszene als Jack White bekannt war, erkannte das Potential des jungen Herners. 1971 produzierten sie zunächst „Nur die Liebe zählt“. Dann ging es schlagartig in die Charts. Jürgen Beumer, der inzwischen als Jürgen Marcus auf der Bühne und in den Studios stand, sang Hit für Hit. „Ein Festival der Liebe“ und „Ein Lied zieht hinaus in die Welt“ wurden landauf, landab bei allen Radiostationen und Fernsehsendern über den Äther gejagt.
Die Preise ließen nicht auf sich warten: Mehrere Goldene und Silberne Löwen von Radio Luxemburg und vier Ottos der Bravo gehörten dazu. Nach 23 Single, die das Duo White/Marcus produzierten war Schluss, denn der mittlerweile in München lebende Künstler suchte eine neue Herausforderung und arbeitete mit verschiedenen deutschen Produzenten zusammen.
Ab und zu ließ sich Marcus noch in seiner Heimatstadt Herne blicken. So feierte er groß seinen 30. Geburtstag in einer Herner Disco und ließ dort zur Überraschung der 50 Gäste frische Erdbeeren aus Israel einfliegen, aber während dieser Fete kündigte sich bereits der Bruch zwischen dem Erfolgsduo Jack White und Jürgen Marcus an. Einige Wochen später trat Jürgen Marcus letztmalig in seiner Heimatstadt Herne auf. Es war ein großes Varieteprgramm mit vielen Künstlern. Der Künstler aus der ehemaligen Goldenen Stadt des Westens stellte hier in einem auf ihn zugeschnittenen Programm seine Erfolgshits vor. Bis 1982 war Jürgen Marcus auch ein gern gesehener Gast bei der ZDF-Hitparade. Mit 36 Auftritten schrieb er auch hier Geschichte. Dann wurde es ruhiger um den blonden Sänger aus dem Revier. Erst 2004/2005 meldete er sich mit neuen Titeln wie „Ich glaube an die Welt“ und „Ich bereue nichts“ zurück. Und ab und zu, wenn er in der Nähe weilt, streift er durch die alte Marienstraße (heute Glockenstraße) und dann geht sein Blick hinüber zum Kindergarten, wo er einst die ersten Lieder trällerte.
Friedhelm Wessel